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Ing. Josef Krupka's Schiflieger

Drachenflieger sind uns heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch dies war nicht immer so. Ein vor rund 50 Jahren in diese Richtung weisendes Experiment wurde damals teils stürmisch gefeiert, teils von Fachzeitschriften belächelt.

Der Wiener Ingenieur Josef Krupka hatte in jenen Jahren als großen Freizeithit Wasserschi in der Form von kleinen zerlegbaren Faltbooten entwickelt. Als weitere Freizeitidee reifte im Herbst des Jahres 1929 die Vorstellung mit umgegurteten Tragflächen mit Schiern einen Hang hinunterzugleiten und bei genügend erreichter Fahrt abzuheben und zu Fliegen.

Anfangs November 1929 entwarf der bei ehemals bei der Flugzeug- und Karosseriefabrik Lohner beschäftigte und bekannte Flugzeugkonstrukteur Ing. Leopold Bauer eine Tragfläche, die durch ein Mieder mit dem Körper verbunden werden konnte. Die Vorderkanten der Flügel waren leicht gepfeilt, die einzelnen Rippen durch einen kräftigen Rohrholm und einen Nasenholm verbunden. Die Außenhaut bestand aus 2mm Sperrholz, die Spannweite betrug 4,0 m.

Die ersten Sprünge mit diesem Gerät vollführte Ing. Krupka im Frühjahr im Schnee am Wiener Hackenberg in Ober St.Veit (Südabhang des Himmelhofes). Um die kleine Tragfläche auf einem großen freien Gelände auszuprobieren, fuhr Krupka in die Hohen Tauern. Über einen langen Fußmarsch gelangte er zum Ausgangspunkt seiner Schiflugwanderung: Die Kürsinger Hütte am Obersulzbachkees in der unmittelbaren Nähe des Großvenedigers.

Die "Wiener Illustrierte" berichtete damals (Nr.39, Seite 18; 1930) "Krupka zog zur ersten richtigen Schiflugexpedition mit einigen Begleitern im Gletschergebiet des Großvenedigers. Knapp unter dem Gipfel des Keskogels begann Krupka mit seinem Flug. Er begann ihn als gewöhnlicher Abfahrtslauf, sauste auf seinen Brettln einen steilen Hang hinunter, schnell und immer schneller, und drehte unterdessen die bis dahin geschlossenen Flügel langsam auf, löste sich sachte vom Schnee, vom Erdboden. Sein Körper streckte sich während der Luftfahrt waagrecht, bis Menschenleib und Tragflächen fast eine einzige Gerade bildeten. So zog er dahin durch die Lüfte, Ein sonderbarer Menschenvogel, ein sonderbarer Anblick inmitten der weißen Bergwelt. In ungefähr zwölf Meter Höhe ging der Flug dahin, leicht, selbstverständlich".

Krupkas Bemühungen und die Presseberichte verfolgte damals auch der ehemalige Chefkonstrukteur der Flugzeugfabrik Aviatik in Wien, Ob.Ing. Julius von Berg. Er griff die Idee auf und entwarf für Krupka eine neue, in der Spannweite 8,80 m messende große Tragfläche. Die Flächentiefe maß 1,85m. Gebaut wurde dieser neue Flügel in der Wiener Karosseriefirma Blaha von zwei ehemaligen Arbeitern der Firma Aviatik. Als die einholmige bespannte Fläche fertig war, wurde sie mittels der Raxseilbahn im Frühjahr 1931 in luftige Höhen gebracht und erprobt. Im Auftriebsschwerpunkt der Fläche war ein Loch ausgespart, in dem der Schiflieger seinen Körper durchstecken konnte. Das Experiment mit dem Nurflügel verlief aber leider nicht vollkommen wunschgemäß. Die große Spannweite ließ sich nur mäßig beherrschen.

Nach der Beendigung der Versuchsflüge durch Krupka wurde in die Tragfläche eine Quersteuerung mit Handrad eingebaut, sie verwand die Flächenspitzen, von der Nase bis zum Hauptholm wurde die Unterseite beplankt. Nach einer Bruchlandung gelangte der Flugapparat in diesem Zustand in das Technische Museum in Wien, wo er restauriert in Gemeinschaft mit anderen österreichischen Segelflugzeugkonstruktionen im Erdgeschoß aufgehängt wurde und ausgestellt ist: Gumpert G2, Harbich Ha 12/49, Mg 19a, Mg 23SL, Hütter H17b und Standard Austria Prototyp. Somit stellt dieser Nurflügler ein Verbindungsglied zwischen den früheren Gleitfliegern von Lilienthal und dem Segelflugzeug "Wien" aus dem Jahre 1923 dar.

Ing. Josef Krupka

Der Schiflieger am Großvenediger

Transport der
Berg-Gleitfläche
mit der Rax-Seilbahn.

Ing.Krupka mit der
Berg-Gleitfläche.


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